Katastrophenschutz: Die Ahrweiler Landrätin Cornelia Weigand bei einer Übung der Feuerwehren im Kreis Ahrweiler

Landrätin des Kreises Ahrweiler im SWR-Interview

Cornelia Weigand: "Der Katastrophenschutz ist für mich ein Herzensanliegen"

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Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die Landrätin des Kreises Ahrweiler will den Katastrophenschutz nach eigenen Angaben verbessern. Im SWR-Interview sagt Cornelia Weigand, was bisher geschafft wurde.

Alle Maßnahmen werden eine neue Katastrophe wie die Flut 2021 wohl nicht verhindern, aber die Menschen besser schützen, sagt Landrätin Cornelia Weigand (parteilos). Sie hat den Katastrophenschutz im Kreis Ahrweiler zur Chefsache gemacht und nimmt auch selbst an Übungen teil, um aus erster Hand zu erfahren, wo noch Material, Personal und Strukturen fehlen.

Genauso wichtig, so Weigand, seien aber die Abstimmung zwischen den Einsatzkräften, der Verwaltung im Kreis Ahrweiler und den angrenzenden Kreisen. Beim Katastrophenschutzkonzept will sich der Kreis Ahrweiler auch bei den Nachbarn in Nordrhein-Westfalen Rat holen, so die Verwaltungschefin. Was bisher schon im Katastrophenschutz geschafft wurde, berichtete sie am 26. April - und damit noch vor den jüngsten Unwetter-Ereignissen im Kreis Ahrweiler - im SWR-Interview:

SWR Aktuell: Können alle bereits umgesetzten und noch geplanten Maßnahmen eine Katastrophe wie 2021 verhindern?

Cornelia Weigand: Wenn noch einmal eine Situation wie 2021 käme, dann könnten wir wahrscheinlich Sachschäden nicht in Gänze verhindern. Aber unser Fokus und unsere große Hoffnung ist, dass wir keine Menschenleben mehr verlieren müssen.

SWR Aktuell: Wer ist in der Kreisverwaltung Ahrweiler für den Katastrophenschutz verantwortlich?

Weigand: Der Katastrophenschutz ist für mich ein Herzensanliegen. Ich bin als Landrätin die politisch Gesamtverantwortliche. Wir haben im Kreishaus eine Stabstelle Brand- und Katastrophenschutz aufgebaut, in der die Arbeiten für Katastrophenfälle gebündelt wurden und die mir direkt unterstellt ist. Außerdem sensibilisieren wir die Menschen regelmäßig darüber, wie sie sich vorbereiten können oder wie sie Informationen und Hilfe im Katastrophenfall erhalten können.

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Unsere technische Einsatzleitung und unser Katastrophenschutzlager sind nun deutlich besser ausgerüstet, zum Beispiel mit neuen Einsatzfahrzeugen. Die Mitarbeitenden werden kontinuierlich geschult und auch die Einsatzkräfte üben regelmäßig. An diesen Übungen nehme ich oft teil, denn so kann ich sehen, was schon gut klappt und wo wir noch weiteres Material, Schulungen oder Personal benötigen.  

SWR Aktuell: Ist es einfach Personal zu finden?

Weigand: Das ist nicht einfach, weil es Qualifikationen erfordert, die es nicht so oft gibt. Unternehmen in der freien Wirtschaft können solchen Fachleuten oft mehr bezahlen. Die öffentliche Hand ist da sehr reglementiert. Wir suchen zum Beispiel auch noch einen hauptamtlichen Mitarbeitenden, der als Schnittstelle dazu beiträgt, dass die Kommunen und der Kreis im Katastrophenfall reibungslos zusammenarbeiten.

Ein Beispiel für diesen Aufgabenbereich sind die Alarm- und Einsatzpläne, an denen zurzeit sowohl die Kommunen als auch der Kreis arbeiten. Die Alarm- und Einsatzpläne auf den unterschiedlichen Ebenen müssen am Ende gut zusammenpassen und sich ergänzen. Wir wollen Reibungsverluste von vornherein minimieren - auch bei der länderübergreifenden Zusammenarbeit. 

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SWR Aktuell: Mit wem arbeiten sie länderübergreifend zusammen?

Weigand: Wir sind im Kontakt mit unseren Nachbarn, auch in Nordrhein-Westfalen, zum Beispiel der Bundesstadt Bonn. Das Wetter interessiert sich nicht für kommunale Grenzen. Es ist wichtig, dass wir uns kennen, miteinander üben und unsere Strukturen aufeinander abstimmen. 

SWR Aktuell: Gibt es schon so etwas wie ein Gesamtkonzept für den Katastrophenschutz?

Weigand: Das Gesamtkonzept für den Katastrophenschutz kann erst zum Schluss kommen. Ein Gesamtkonzept kann man sich als eine Sammlung vorstellen, in die viele Teilkonzepte einfließen, zum Beispiel auch die Konzepte zur Energieversorgung oder das neue digitale Sirenennetz an der Ahr. Ein Teil des Gesamtkonzeptes ist auch der bereits fertige Kreisgefahrenabwehrbedarfsplan. Aus dem kann abgeleitet werden, wo noch Ausrüstung und Material gebraucht wird, um zum Beispiel im Ernstfall Kliniken versorgen zu können. 

Viel ist derzeit in der Endabstimmung, so auch das Thema Verwaltungsstab. Die Alarm- und Einsatzplanungen sind so gut wie fertig. So ein Katastrophenschutzkonzept ist etwas, was Rheinland-Pfalz bisher nicht kannte. Deshalb orientieren wir uns an Nordrhein-Westfalen. 

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SWR Aktuell: Welche Unterstützung wünschen sie sich noch?

Weigand: Es ist zum Beispiel wichtig, dass die Verwaltungen und Einsatzkräfte Informationen bekommen, die schon interpretiert sind. Verschiedene Quellen geben uns einzelne Informationen, diese Daten übergreifend zusammenzuführen würde uns ungemein helfen. Was bedeutet denn die Meldungen "200 Liter Regen auf den Quadratmeter in der Nordwest-Eifel"? Wir müssen genau wissen, wo und wann zum Beispiel Sturmschäden möglich sind oder auch Wassermassen einen Ort erreichen.

Das Interview führte SWR-Redakteur Michael Lang.

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